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Jeder der sich mit dem Thema Smart Home infiziert hat, überlegt fast kontinuierlich wie er/sie noch manuelle, wiederkehrende Aufgaben automatisieren kann. Vorausgesetzt die passenden Sensoren und Aktuatoren sind schon vorhanden. Ein Sensorbereich der etwas unterrepräsentiert erscheint, ist der Belegungssensor um z.B. durch den Gang ins Bett Aktionen auszulösen oder zu unterlassen.
Es gibt Alarmmatten als Bettvorleger oder professionelle Bettsensoren aus dem Pflegebereich. Auch die Sitzsensoren aus der Automobilindustrie erfüllen eine ähnliche Aufgabe. Allen gemeinsam ist aber die fehlende Anbindung an ein offenes Protokoll wie z.B. MQTT oder Home Assistant und natürlich der meist sehr hohe Anschaffungspreis.
Einige findige Entwickler sind diese Lücke angegangen und haben z.B. Schalter in das Bettgestell integriert Selbstgebauter Bettsensor... Steuern und Regeln im Schlaf!
Mein Ansatz sieht etwas anders aus um möglichst minimalinvasiv für das Bettgestellt zu sein. Als Sensor verwende ich einen druckempfindlichen Widerstand (force-sensitive resistor FSR). Den gibt es auch in einer extra langen Version von 60cm FSR 408. Unbelastet ist der Widerstand hochohmig (>10MOhm) und bei 10kg Belastung reduziert sich der Wert auf wenige 100 Ohm. Der Sensor ist selbstklebend und lässt sich einfach z.B. auf einem Lattenrost befestigen.
Beim FSR 408 lässt sich der vorliegende Druck leicht mit einen einfachen Widerstandsnetzwerk und einem A/D Wandler oder Comparator auswerten. Um die Auswertung dann auch ins Smart Home Netzwerk zu bekommen gibt es mehrere Möglichkeiten. Eine der einfachsten ist ein ESP8266 Modul (ESP-07) mit der Open-Source Firmware ESP Easy. Übrigens kann man einen ähnlichen Lösungsansatz mit einem Raspberry Pi hier nachlesen.
Die Lösung für den Belegungssensor sollte folgende Anforderungen erfüllen:
Das Widerstandsnetzwerk zur Auswertung des Drucks sieht wie folgt aus:
Die Ausgangsspannung zum ADC berechnet sich damit so:
V_ADC = Vcc ( R2 / (R2 + R1) )
wobei Vcc = 3.3V ist. Die entsprechenden Spannungswerte zu den Stützstellen des Kraftdiagramms sind in der Tabelle aufgelistet:
Force [kg] | FSR Resistance [KOhm] | V_ADC [V] | Digital Value [dec] |
---|---|---|---|
0.1 | 6 | 0.05 | 51 |
0.5 | 2 | 0.16 | 164 |
1.0 | 1.2 | 0.25 | 256 |
2.0 | 0.75 | 0.39 | 399 |
4.0 | 0.45 | 0.60 | 614 |
7.0 | 0.30 | 0.83 | 849 |
10.0 | 0.25 | 0.94 | 962 |
Der Maximalwert sollte in unserer Anwendung 1V nicht überschreiten, da beim ESP-07 die interne analoge Referenzspannung 1V beträgt. Zusätzlich benötigen wir noch einen Multiplexer um zwei Sensoren auswerten zu können. Der vollständige Schaltplan ist trotzdem noch sehr übersichtlich.
Natürlich kann man auch nur einen FSR408 mit R2 direkt an das Modul anschliessen und umgeht so eventuell sogar die Platine mit einer Freiverdrahtung.
Um das Modul möglichst klein zu halten ist die Schaltung in SMD ausgeführt. Geeignete Heim-Löttechniken sind ja schon an verschiedenen Stellen veröffentlich worden.
Der Anschluss der Sensoren erfolgt über Standard 2.5mm Klinkenbuchsen (JY029). Die Spannungsversorgung ist auch steckbar mit einer 5.5/2.1mm Hohlbuchse (HEBW21). Hierzu findet man sehr preiswerte Steckernetzteile mit stabilisiertem 3.3V Gleichspannungsausgang. Mehr drahtgebundene Konnektivität benötigt der Bettsensor nicht.
Mit einem 3D Drucker lässt sich dann noch ein unauffälliges Gehäuse verwirklichen was man leicht mit doppelseitigen Klebeband unterhalb des Bettes befestigen kann.
Nachdem die Hardware erstellt ist müssen wir noch das ESP Modul programmieren. Wir schon erwähnt basiert der Bettsensor auf ESPEasy. Im Link findet man auch Anleitungen wie die ESPEasy Firmware auf das Modul aufgespielt wird. Um in den Programmiermodus zu gelangen, muss beim Reset Release der Jumper SJ1 geschlossen sein. Die Programmierung erfolgt seriell über JP1 (USB-Serial Wandler).
Wenn alles geklappt hat und das Modul im heimischen WLAN eingebunden ist, kann die gesamte weitere Einstellung über das Webinterface erfolgen. Dazu benötigen wir:
Der Bettsensor soll sich ja mit einem vorhandenen MQTT Server verbinden und die aktuelle Belegungsinformation bei Änderung dorthin übertragen. Dazu gehen wir auf den Reiter Controller und tragen die entsprechende Daten ein. Dazu gehören u.a. die IP Adresse des MQTT Servers sowie die Account Daten für die Anmeldung. Das Resultat sollte ähnlich dem folgenden Beispiel aussehen.
Als zweites brauchen wir ein Device was den analogen Wert misst und speichert. Das lässt sich über den Reiter Devices erreichen. Für jeden Sensor gibt es ein eigenes Device und zusätzlich benötigen wir noch ein Dummy Device um den vorherigen Messewert zwischen zu speichern.
Die grünen Zahlen rechts geben übrigens die aktuellen Messwerte wieder. In dem Beispiel liegt keiner im Bett.
Hier die Einstellungen für die Devices:
Nun haben wir eine Anbindung an den MQTT Server und wir können die Messwerte des ADC abfragen. Was fehlt ist die Ablaufsteuerung. Innerhalb des ESPEasy gibt es dafür die Rules: Dazu den folgenden Code in das Rules Set 1 kopieren.
On System#Boot do gpio,12,0 TaskValueSet 3,1,100 // default value at boot TaskValueSet 3,2,100 // default value at boot timerSet,1,1 endon On Rules#Timer=1 do TaskRun,1 // Measure Bed 1 GPIO,12,1 TaskRun,2 // Measure Bed 2 GPIO,12,0 if [sensor_1#analog] < 50 and [BedStatus#Bed1_Prev] > 49 TaskValueSet 3,1,[sensor_1#analog] publish /home-assistant/%sysname%/sensor_1/analog,OUT endif if [sensor_1#analog] > 49 and [BedStatus#Bed1_Prev] < 50 TaskValueSet 3,1,[sensor_1#analog] publish /home-assistant/%sysname%/sensor_1/analog,IN endif if [sensor_2#analog] < 50 and [BedStatus#Bed2_Prev] > 49 TaskValueSet 3,2,[sensor_2#analog] publish /home-assistant/%sysname%/sensor_2/analog,OUT endif if [sensor_2#analog] > 49 and [BedStatus#Bed2_Prev] < 50 TaskValueSet 3,2,[sensor_2#analog] publish /home-assistant/%sysname%/sensor_2/analog,IN endif TimerSet,1,1 endon
Während des SystemBoot setzen wir den Multiplexer entsprechend auf Eingang 1, die Startwerte auf 100 und einen Timer der jede Sekunde die folgende Routine aufruft. Jede Sekunde werden dann beide Werte ausgelesen und wenn es eine Veränderung um den Schwellwert gegeben hat, wird das Ergebnis an den MQTT Server gesendet. Das sind die Zustände IN bzw. OUT. Man kann natürlich auch die aktuellen Werte übermitteln und die Entscheidung ob IN oder OUT der Homeautomatisierung überlassen. Im folgenden Beispiel habe ich so mal eine Nacht aufgezeichnet.
Die Integration in Home Assistant lässt sich auch einfach mit ESPHome bewerkstelligen. Alle notwendigen information zum Programmieren findet man auch dort online. Hier der passende Code für den Bedsensor:
esphome: name: bedsensor on_boot: then: - delay: 20s - output.turn_off: led_blue esp8266: board: esp01_1m # Enable logging logger: # Enable Home Assistant API api: encryption: key: "--key--" ota: password: "---password---" wifi: ssid: !secret wifi_ssid password: !secret wifi_password # Enable fallback hotspot (captive portal) in case wifi connection fails ap: ssid: "Bedsensor Fallback Hotspot" password: "--password--" captive_portal: switch: - platform: gpio pin: GPIO12 id: sensor_select internal: true output: - platform: gpio pin: GPIO2 inverted: true id: led_blue sensor: - platform: adc pin: A0 id: bed_raw_adc update_interval: 1s raw: true accuracy_decimals: 0 internal: true on_raw_value: then: - lambda: |- if (id(sensor_select).state) { if (x < 50) { id(bed_sensor_2).publish_state(false); } else { id(bed_sensor_2).publish_state(true); } id(sensor_select).turn_off(); } else { if (x < 50) { id(bed_sensor_1).publish_state(false); } else { id(bed_sensor_1).publish_state(true); } id(sensor_select).turn_on(); } binary_sensor: - platform: template name: "Bed Sensor 1" id: bed_sensor_1 - platform: template name: "Bed Sensor 2" id: bed_sensor_2
Hier die Aufzeichnung der konvertierten Werte [0..1023] einer Nacht. Die Drops sind nicht bedingt durch eine altersbedingte Inkontinenz sondern durch das kurzzeitige Wegkuscheln auf die Bettmitte
Der Bettsensor läuft jetzt seit 2 Jahren ohne Probleme. Je nachdem wie stabil das heimische WLAN ist kann aber mal ein Neustart des Bettsensors notwendig werden.
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